Wissen Sie, dass Rehe ihre eigene Fährte verwischen, indem sie ihre eigene Spur mehrmals kreuzen, um Verfolger in die Irre zu führen?

Ist eine Elster intelligenter als ein einjähriges Kind, weil sie sich selbst erkennt und somit ein Bewusstsein von sich selbst hat? (Kleinkinder erkennen sich erst ab 18 Monaten im Spiegelbild.)

Haben Tiere eine Sprache oder spirituelle Vorstellungen bzw. Religionen?

Haben Sie schon einmal Tripse (kleine Insekten, die kurz vor dem Gewitter in Scharen auftauchen) genauer beobachtet? Ihre Flügel sind mit Fransen besetzt. Sie bewegen sich, als könnten sie durch die Luft "schwimmen". 

Diesen Fragen und vielen mehr geht Peter Wohlleben in seinem "Plädoyer für Respekt und Achtsamkeit" nach. Ein kurzweiliges Buch, das sicher auch Ihnen neue Erkenntnisse und Blickwinkel auf unsere Umwelt schenkt!

Peter Wohlleben ist Förster und lebt in Deutschland (Kreis Ahrweiler). Er versucht seit mehr als 20 Jahren sich und seine Familie großteils als Selbstversorger im Einklang mit der Natur zu ernähren. Dazu baut er Gemüse sowie Obst an und züchtet Tiere (Kaninchen, Ziegen, Hühner, Pferde, Kühe, Hühner) für den Eigenbedarf.

In seinem Buch geht er der Frage auf den Grund, ob Tiere Gefühle haben und somit Schmerz bzw. Leid empfinden können. (Bis in den 80'er Jahren wurde sogar Menschen-Babies ein Schmerzempfinden abgesprochen. Sie wurden daher ohne Narkose operiert, sogar am Herzen!) Dabei zieht er immer weitere Kreise und beschäftigt sich mit Themen wie Empathie, Intelligenz, Träume, Tradition/Kultur, Sprache, absichtlichem Handeln/Planen, Zeitgefühl bis hin zu Spiritualität. Die Abhandlung ist dennoch gut strukturiert, klar und übersichtlich aufgebaut. 

Viele eigene Beobachtungen sowie Studien und Berichte von Psychologen, Biologen und Verhaltensforschern untermauern seine Thesen. In seiner nüchternen Überlegung geht Peter Wohlleben oft noch einen Schritt weiter, indem er versucht, sachlich zu argumentieren und keinen Unterschied zwischen "sympathischen" und "unsympathischen" Tieren bzw. Lebewesen zu machen. Dabei enstehen so manch überraschende Thesen, die dennoch plausibel erscheinen. Er entdeckt nicht nur Gefühle, Träume und Sprachsysteme bei den Tieren, sondern sogar empathische Fähigkeiten und solidarische Lebensgemeinschaften (unter Tieren und sogar Pflanzen!).

Verwunderlich bleibt für mich bis zum Ende, dass der Autor, obwohl er so sehr Mitgefühl, Achtsamkeit und Respekt für die Tierwelt einfordert, nach wie vor selbst tierische Produkte (Fleisch, Milch, ...) konsumiert. Wohl - wie er abschließend selbst schreibt - nur deswegen, weil er ihnen ein möglichst gutes, artgerechtes Leben schenkt. 

Das Buch schenkt viele Informationen über die Tierwelt, die uns umgibt. Sie bringt uns die Natur somit ein Stück näher. Der Autor zeigt klar, wie eng alle Lebenwesen miteinander verbunden sind, obwohl der westliche Konsum-Mensch das scheinbar vergessen oder ausgeblendet hat. Ein spannendes Buch, das viele Gedanken und Fragen aufwerfen aber auch viele beantworten kann. 

GoYoga Tipp:

Die Gefühle der Tiere

Von glücklichen Hühnern, liebenden Ziegen und träumenden Hunden

Ein Plädoyer für Respekt und Achtsamkeit

Peter Wohlleben

pala-Verlag

978-3-89566-337-6